Blickpunkt März / April / Mai 2025
Seit 100 Jahren sind wir und dem Zusammenschluss der einzelnen Teilverbände Ansbach, Nürnberg und Hof als gemeinsamer Verband unterwegs. In dieser Zeit haben viele Menschen Erfahrungen mit Gott, unseren Gemeinschaften und Jugendarbeiten gemacht. Sie könnten viele Ge-
schichten erzählen von Segensspuren in ihren Leben, Erfahrungen wofür sie dankbar sind aber auch Enttäuschungen auf dem gemeinsamen Weg. In diesem Jahr wollen wir in den nächsten Ausgaben im- mer wieder einzelne Stimmen hörbar machen.
Diesmal haben wir einzelne Personen befragt, was sie auf ihren Weg mit Gott in der LKG / dem cjb erlebt haben und was sie der LKG für die Zukunft wünschen?
Ilse Schranner, Würzburg, 98 Jahre:
Warum bist du in die LKG gekommen, was hat dich angezogen?
Mein Ehemann war katholisch und ich selbst evangelisch. So bin ich brav mit ihm morgens in die katholische Kirche gegangen, wollte aber auch etwas Evangelisches für meinen Mann und mich. Mit den Gottesdiensten am Abend war die LKG für uns ideal. So haben wir dann gemeinsam seit 1955/56 die Gottesdienste in der Reisgrubengasse besucht. Es war damals die Zeit des Aufbruchs nach dem 2. Weltkrieg, der Saal war immer sehr voll. Wir erlebten große Offenheit, eine freundliche Aufnahme und geistliche Geschwisterschaft.
Wie erlebst du die LKG heute? Es bedrückt mich, dass es heute leider viel weniger Besucher als damals sind. Durch mein hohes Alter, welches mir kaum noch persönliche Besuche der Gottesdienste der LKG erlaubt, kenne ich die neuen Leute kaum. Trotzdem ist die LKG auf jeden Fall bis heute meine geistliche Heimat. Ich bin jeden Sonntag in der Telefon-Übertragung des Gottesdienstes dabei und gehöre zu meiner Reisgrubengasse.
Was wünschst du dir für die Zukunft der LKG Würzburg? Ich wünsche mir, dass die LKG inhaltlich bleibt, wie sie ist. Ich wüsste nicht, was sich da viel ändern sollte. Es wird gemeinsam gesungen, gebetet und Gottes Wort gehört. Und habe erlebt: Gott sorgt immer wieder für Nachwuchs.
Andreas Mark, Hersbruck, 34 Jahre:
Was habt ihr auf eurem Weg des Glaubens mit Gott erlebt? Ich habe seit meiner Kindheit erlebt, dass Gott mit mir zusammen durch das Leben geht. Klar hat man immer wieder den Eindruck, dass Gott mal mehr oder mal weniger bei einem ist, aber er ist immer da, wo auch immer ich gerade bin und stehe. Zudem habe ich erlebt, dass die Gemeinschaft mit Christen eine tiefgehende Gemeinschaft sein kann, wo ein Interesse am Leben und Wohl des anderen besteht.
Was beschäftigt Euch heute? Mich beschäftigt, wie wir heute noch Menschen mit Kirche erreichen. Klar kann ich am Ende niemanden zum Glauben bringen. Den Glauben schenkt Gott. Trotzdem muss ich als Gemeinde Raum bieten wo das möglich ist und Menschen mit dem Evangelium in Kontakt bringen.
Ich glaube nicht, dass wir als Menschen in Deutschland weniger gläubig sind. Aber das, was wir glauben, hat sich, denke ich, für viele verändert. Hier stellt sich mir die Frage, wie wir wieder mehr den Fo- kus auf Gott und das Evangelium lenken können.
Was ist euer Zukunftswunsch für die LKG und/oder für den cjb? Ich wünsche mir, dass wir als LKG und cjb ein Ort sind, wo Menschen Heimat finden. Das heißt für mich ein Ort, wo Menschen so genommen werden wie sie sind und sie mit ihren Anliegen und Problemen ernst genommen werden. Außerdem wünsche ich mir das LKG und cjb ein Ort sind, wo Menschen tiefgehende Freundschaften zu anderen Christen finden, die durch das Leben tragen.
Des Weiteren wünsche ich der LKG und dem cjb, dass diese ein Ort bleiben, wo viel gebetet wird. Das kann Leben verändern.
Dr. Stephan Welzenbach, Würzburg, 67 Jahre:
Warum bist du in die LKG gekommen, was hat dich angezogen? Kennengelernt habe ich die LKG Würzburg im Jahr 2000, als ich im Rahmen von Pro Christ mehrere Veranstaltungen in der Reisgrubengasse besuchte. Seitdem nahm ich immer mal wieder an Veranstaltungen der LKG teil, gehörte aber zu einer anderen Gemeinde. Letztlich bin ich dann wegen der bibeltreuen Verkündigung zur LKG gekommen und 2014 auch Mitglied geworden.
Wie erlebst du die LKG heute? Die Gemeinschaft ist nicht groß, aber nach wie vor ist die Verkündigung bibeltreu ausgerichtet und das ist das Wichtigste. Hier bekommen wir gute, biblische Nahrung. Vor Corona hatten wir noch mehr Kräfte und konnten noch mehr missionarische Angebote durchfüh- ren. Trotzdem gibt es immer wieder missionarische Angebote in der Gemeinschaft, zu denen man gut andere einladen kann.
Was wünschst du dir für die Zukunft der LKG Würzburg? Ich wünsche mir, dass die LKG bei ihrer klaren Verkündigung bleibt und sich nicht vom Zeitgeist treiben lässt. Ich wünsche mir, dass sie auch in Zukunft offen und einladend für jeden bleibt, der kommen möchte und wir in freundlicher und liebevoller Art miteinander unseren Glauben leben können.
Reiner Lechner, Bechhofen, 72 Jahre:
Mein Weg mit Gott in der LKG kann man gut mit drei Schlagwörtern beschreiben: Schweiß, Blut und Tränen.
Schweiß:
Das Haus der LKG Bechhofen wurde 1955 eingeweiht, ich war damals 4 Jahre alt und dabei. Es war „mit der Hände Arbeit“ von vielen der Gemeinschaft errichtet worden.
Wir sind sehr dankbar, dass Anfang der 70er Jahre einige Männer, schon 50 oder 60 Jahre alt, einen An- bau für den wachsenden Jugendkreis zu entwerfen und zu bauen. Dort trafen sich ca. 25 Jugendliche. Im Januar 1995 brannte das Haus ab und konnte nicht mehr genutzt werden. Durch das Geld der Versi- cherung konnte das ursprüngliche Haus durch einen Jugendraum erweitert werden. Die Personen in der LKG waren immer gewohnt, selbst zu bauen.
Blut:
Die Ruine des abgebrannten Hauses wurde wieder in Eigenleistung von Holz und anderem Material ge- trennt. Ich sitze an einem Samstagmittag auf dem schon weitgehend freien Firstbalken, um noch Nä- gel und Leisten zu entfernen. Plötzlich gibt ein erst zäher Nagel nach, das Nageleisen schlägt mir die Stirn blutig, ich sehe Sternchen und kann mich gerade noch festhalten, um nicht 6 m in die Tiefe auf den Boden zu fallen. Ich klettere benommen und durcheinander hinunter. Es war reine Bewahrung, für die wir Gott sehr dankbar sind, die wir bei vielen Tätigkeiten erlebten.
Tränen:
Wir brachten das Zerlegen der Ruine zu Ende und begannen mit der Renovierung und dem Anbau an das Haus. Oktober 1996 wurde es eingeweiht, als Thema wählten wir „Heimat“ und stellten dazu ein buntes Programm zusammen mit verschiedenen Aktionen der Vereine von Bechhofen und einer Pre- digt über die Geschichte des Verlorenen Sohnes durch Peter Jahn. Der Saal in der LKG war voll mit 100 Gästen, anschließend traf man sich zum Gespräch am kalten Buffet. Wir waren euphorisiert, weil uns etwas Großes, Berührendes gelungen war. Wir hatten viele Vereine in Bechhofen eingeladen. Als wir zum Buffet gehen, frage ich einen von Ihnen, wie es ihm gefallen hätte. Er bleibt stehen, sieht mich di- rekt an und sagt: Also, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ein Beispiel für viele Gespräche und Gedan- ken an diesem Abend. Zum Weinen schön.
Diesen Schweiß, Blut und Tränen (gerade im positiven) wünsche ich uns und dem gesamten Verband auch weiterhin.
Aus der Konfirmandengruppe Bechhofen, bei der Daniel Haack als Prediger aktiv mitarbeitet:
Der Weg unseres Glaubens hat in der Konfirmationszeit bewusst angefangen. Das heißt, wir sind noch gar nicht so lange unterwegs. Zumindest nicht so selbstverständlich. Es ist schön, dass wir in einer Kirchengemeinde sind und haben gemerkt, dass Paten, Großeltern (vor allem Omas) für uns gebetet haben. Einige von uns waren auch im Kindergottesdienst oder haben einmal beim Krippenspiel in der Kirche mitgemacht, aber viele von uns hatten nach der Taufe fast gar keinen Kontakt mehr zum christ- lichen Glauben. Das ist in der Konfizeit wieder mehr geworden und das ist richtig toll. Uns ist wichtig, dass wir einen Ort haben, wo wir uns treffen können und gemeinsam unterwegs sein können. Es ist toll, dass die Kirchengemeinde so ein Ort sein kann und auch der CJB langsam aktiv wird. Wir freuen uns schon auf die Freizeit im Sommer dieses Jahres und hoffen da auch mehr zu erleben.
Annita Schwab, Ansbach-Meinhardswinden, 73 Jahre:
Wo habe ich in der LKG und mit Gott erlebt? Die Gemeinschaft untereinander ist mir ganz wichtig geworden. Ich kenne die LKG jetzt seit 51 Jahren, seit ich verheiratet bin. Die Gemeinschaft untereinander und wie man aufeinander zugegangen und wie man miteinander umgegangen ist, das war für mich was Neues und was Schönes. Das war für mich Gottes Erfüllung. Man konnte sich wirk- lich aufeinander verlassen. Für mich war das eine Bereicherung. Ich sehe heute noch den Otto Kuhn (Anmerkung: früherer Vorsitzender) bei uns im Wohnzimmer stehen wie er mir den Zettel hingelangt hat und gesagt hat: „Unterschreib mal!“ Das war meine Mitgliedschaft. Ich ersten Moment habe ich ge- dacht: „Was will er denn?“ Aber ich muss sagen, ich habe es nie bereut.
Was hat sich verändert im Laufe der Jahre? Es sind immer wieder Neue dazugekommen, die sich da wieder integriert haben und mit denen wir dann auch wieder eine gute Freundschaft gefunden haben. Auch wenn die fehlen, die schon gestorben sind.
Was beschäftigt Dich momentan am meisten? Mir fehlt etwas die Kombination Jugend und Gemeinschaft, dass das nicht zusammenwächst. Auch die jungen Familien fehlen mir etwas in der Gemeinschaft. Es dürfte mehr sein. Das beschäftigt mich schon, auch „gebetsmäßig“ – ich denke, das muss Gott machen.
Was wünscht Du der LKG für die Zukunft? Ein noch stärkeres Miteinander, auch unter den einzelnen Bezirken, so dass man sich auch mal hin und her in den Bezirken trifft. Aber das ist ja schon in unserem Bezirk oft nicht möglich, dass die Außenorte reinkommen. Früher war das häufiger durch Bezirksgottesdienste alle zwei Monate.
Gertraud Müller, Hersbruck, 66 Jahre:
LKG – schon 100 Jahre alt? Ich weiß noch gut, wie wir beim 50-jährigen Jubiläum auf der Puschendor- fer Bühne aufmarschiert sind…
Wie hat sich mein Glaube in den vielen Jahren entwickelt?
Ich war schon immer etwas aufmüpfig, daher konnte ich den strengen Formen in Konfirmandenunter- richt und Gottesdienst nichts abgewinnen. Am liebsten wäre ich aus der Kirche ausgetreten. Im cjb be- gegnete ich dann Leuten, die mit fröhlichen Liedern Jesus als ihren Herrn und Erlöser lobten und die Liebe Gottes widerspiegelten. Da war für mich echter Glaube erlebbar, der mein Leben verändert hat. Wir waren begeistert, lasen viel in der Bibel, wollten möglichst vielen von Jesus erzählen und in ganzer Hingabe auf ihn hören und uns von ihm führen lassen.
Leider haben wir dabei nicht gemerkt, dass wir in all dem auch rechthaberisch und unbarmherzig waren gegenüber Menschen, die ihren Glauben nicht so lebten wie wir.
Auch heute finde ich es noch schade, wenn Menschen ihren Weg im Glauben anderen überstülpen wollen oder Formen von früher zur ewigen Wahrheit erklären und dadurch die Liebe auf der Strecke bleibt.
Was hat sich verändert in meinem Glauben? Ich hatte viele Jahre fast jede freie Minute in die Gemeindearbeit investiert. Es war eine volle, aber auch erfüllte Zeit. Als dann mein Mann lang und schwer krank wurde, musste ich das alles herunterfahren, weil ich keine Kraft mehr hatte. Ich war ausgebrannt. Wie mir Jesus in dieser Zeit begegnet ist? Er schien mir weit weg. Mein Geist wollte Gott vertrauen, aber mein Körper fand keine Ruhe. Und doch hat Gott geholfen, besser als gedacht. Diese Erfahrung hat mich sehr viel dankbarer gemacht.
Was beschäftigt mich heute? Ich möchte mitarbeiten in einer Gemeinde, wo Glaube erlebbar wird und anziehend für Fremde. Ich möchte nicht stehenbleiben bei dem, was einmal gut war, sondern of- fen sein, Glauben auf eine Art zu vermitteln, die die Menschen von heute anspricht. Gott ist ein leben- diger Gott.
Ich wünsche der LKG Gottes Segen, Lebendigkeit und Wachstum.