Ausgabe September / Oktober / November 2022 –  Daniel Röger, Rothenburg

Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir.“ (Johannes 10,11a u. 27)

Ich gehe davon aus, dass Gott heute noch genauso zu uns Menschen spricht, wie zu den Menschen in der Bibel. Beim Lesen von der Berufung des Samuel (1. Samuel 3,4-9) sind mir dabei folgende Punkte aufgefallen:

1.) Wir müssen unseren Empfang auf Gott ausgerichtet haben

Wenn ich Gottes Reden in meinem Alltag wahrnehmen will, muss ich damit rechnen, dass Gott in meinen Alltag hineinsprechen will. In unserer Geschichte spricht Gott akustisch wahrnehmbar. Samuel hört wirklich eine Stimme.

Das gibt es heute ab und zu auch. Aber in den seltensten Fällen spricht Gott akustisch wahrnehmbar mit uns. Er hat unendlich viele Möglichkeiten, mit uns zu sprechen.

Die wichtigste Möglichkeit und sozusagen die Grundlage für alle anderen Möglichkeiten wie Gott zu uns spricht, ist durch sein Wort, die Bibel.

Die Bibel ist der Maßstab für alles Hören auf Gott. Deshalb ist es das allerwichtigste, dass wir in der Bibel lesen und unser Leben von der Bibel prägen lassen.

Je länger man in der Bibel gelesen hat, desto mehr bekommt man ein Gefühl dafür, was Gottes Wille ist.

Wir haben in einem Seminar zum Thema „Auf Gottes Stimme hören“ mal den Charakter der Stimme Gottes den Charakter der Stimme Satans gegenübergestellt. Diese Auflistung beansprucht nicht, vollständig zu sein, macht aber etwas vom Charakter des Redens Gottes deutlich.

 

 

Wenn wir diese Grundunterscheidung zwischen Gottes Stimme und Satans Stimme mal verinnerlicht haben, dann können wir Gottes Reden auf vielfältige Weise erleben:

  • durch sein Wort
  • durch Menschen
  • durch Umstände
  • durch (geistliche) Lieder
  • durch seine Schöpfung
  • durch Gedanken
  • durch ein Gefühl
  • durch Bilder
  • durch Visionen
  • durch Träume
  • durch Engel
  • akustisch wahrnehmbar

Wenn Gott auf so vielfältige Art und Weise mit uns reden kann, dann stellt sich mir die Frage: Warum hören wir dann sein Reden oft nicht?

Da bin ich auf eine verblüffend einfache Antwort gestoßen: Weil wir ihn oft gar nicht fragen!

2.) Gott will von uns gefragt werden

Wenn wir Gott eine konkrete Frage stellen, wird er uns auch konkret antworten.

Wir sind oft der Meinung, dass Gott mit unserem Alltag irgendwie gar nicht so viel zu tun hat. Wir müssen auf der Arbeit halt das machen, was unser Chef von uns will.

Privat geht es darum, unseren Verpflichtungen nachzukommen. Was sollte Gott dazu schon zu sagen haben?

Bill Hybels fordert in seinem Buch „Aufbruch zur Stille“ heraus, Gott mal ganz konkret zu fragen:

  • „Herr, was ist der nächste Schritt in meiner Charakterbildung?“
  • „Herr, was willst du mir zu meiner Berufung sagen?“
  • „Was ist der nächste Schritt für mich in meiner Familie?“
  • „Was ist für mich in meinem Beruf dran?“
  • „Wem kann ich heute dienen?“
  • „Wem soll ich heute Gutes tun?“

Wir fragen also nicht allgemein: „Herr, was willst du von mir?“, sondern ganz konkret: „Herr, was ist dein Wille in dieser Situation?“

3.) Praktische Schritte zum Hören auf Gott

Am besten ist, wir schreiben eine ganz konkrete Frage an Gott auf. Diese Frage nehmen wir dann für einige Zeit mit in unsere „Stille Zeit“, mit ins Bibellesen und ins Gebet. Folgende drei Schritte können wir dabei gehen:

a) wahrnehmen

Wir setzen uns am besten mal mit Zettel und Stift hin und schreiben alle Gedanken auf, die uns kommen.

Das darf ganz ungefiltert sein. Es muss noch nicht klar sein, ob das wirklich von Gott ist oder nicht. Einfach einmal alle Gedanken aufschreiben.

b) prüfen

Als nächstes können wir alles anschauen, was da auf dem Zettel steht.

Danach ist es dran zu prüfen, welche Gedanken von Gott sind und welche nicht. Dabei kann uns obenstehende Gegenüberstellung helfen:

Antworten, die von einer Angst geleitet werden, sind nicht von Gott. Achtung: Es kann aber durchaus sein, dass Antworten Gottes uns erst einmal Angst machen (z.B. Geh nach Afrika in die Mission!)

Gedanken, die anklagen und entmutigen, sind nicht von Gott.

Gedanken, die uns in eine Abhängigkeit führen, sind nicht von Gott.

Gedanken, die nur eine diffuse Unruhe in uns verbreiten, sind nicht von Gott.

Dagegen: Gedanken, die uns inneren Frieden bringen, sind von Gott.

Gedanken, die uns ermutigen, sind von Gott.

Gedanken, die uns in die Freiheit führen, sind von Gott.

Eine heilige Unruhe, die uns zu anderen Menschen hinführt, um ihnen im Namen Jesu zu begegnen, die ist von Gott.

Wer das schriftlich macht, der wird erstaunt sein, welche Klarheit sich da auf diesem Zettel schon herauskristallisiert.

Es kann zudem hilfreich sein, im Gespräch mit einem anderen Christen das Ganze zu prüfen.

c) handeln

Wenn ich diese Dinge, die da auf meinem Zettel stehen, geprüft habe, kann es durchaus sein, dass Gott mir wirklich konkret etwas klar macht, eine klare Antwort auf meine Frage gibt. Wichtig ist, dass ich dann auch Schritte gehe. Entweder handeln, wenn mir etwas klar geworden ist oder die Sache weiterbewegen oder wieder zurückgeben an Gott, wenn ich mit dieser Antwort im Moment noch nichts anfangen kann. Auf jeden Fall sollte ich weiter hörend bleiben.