Ausgabe März / April / Mai 2020 – Alexander Pauli, Hersbruck
Ein Blick in die Apostelgeschichte und auf heute.
„Machet zu Jüngern“ hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt. Macht aus Menschen aller Völker, das was ihr selbst seid. Als Jünger sollte es doch leicht sein, andere dazu zu machen. Oder? Zu wiederholen, was Jesus getan hatte, um sie zu Jüngern zu machen, ist unmöglich. Ein Fischfangwunder wie bei Simon und Andreas (Lk 5,1- 11) haben wir nicht drauf. Auch wäre seine Anwendbarkeit sehr begrenzt. Den Bäcker erreichst du nicht, wenn du ihm wie durch Wunderhand die Backstube mit einer Schiffsladung Buntbarsche füllst. Ebenso aussichtslos ist der reine Aufruf „folge mir nach“ (z.B. Lk 5,27.28). Für Jesus hatten einige noch alles stehen und liegen gelassen. Es ist jedoch kein Modell für heute. Auch kryptische Aussagen wie: „…als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.“ (Joh 1,48) lassen sich nicht kopieren.
Dass Jesus das „Jünger machen“ konkretisierte (Mt 28,19ff), indem er sagte, dass diese Menschen zu taufen wären und dass sie sie lehren sollten zu halten, was er ihnen befohlen hatte, entlässt uns nicht aus der Verantwortung, damit irgendwie anzufangen. Die Taufe hat zur Kontaktaufnahme noch nie getaugt und würde so unvermittelt abschreckend wirken. Bleibt das Lehren. Hierfür gab es immer wieder Möglichkeiten. Ob die Pfingstpredigt des Petrus in Jerusalem (Apg 2), eine Kutschfahrt des Philippus mit dem Kämmerer von Äthiopien (Apg 8,26-40), der Gang des Paulus und seiner Begleiter in die Synagogen nahezu überall, seine Reden auf dem Areopag (Apg 17,16-34) oder sein Lehren in der Schule des Tyrannus (Apg 19,9-10).
Menschen zu lehren war und ist ein zentrales Moment des Jünger machens. Insofern ist eine gute Kenntnis der Bibel immer hilfreich, um sagen zu können, was über Jesus zu sagen ist, damit jemand überhaupt in der Lage ist, sein Jünger (wörtlich Schüler) zu werden (Vgl. 1. Petrus 3.15!). Damals wie heute, ist die Lehre aber nicht der unmittelbare Weg, um Jünger zu machen. Gelegenheiten zu lehren, müssen sich auch ergeben oder gefunden werden. Wie geht das?
In Apg 2,46-47 steht, dass christliche Gemeinschaft gepflegt wurde und Gott täglich zur Gemeinde hinzufügte. Unsere Erfahrung ist an den wenigsten Orten die, dass der Herr täglich Menschen hinzufügt. Doch trotz dieser großartigen Situation in Jerusalem sind die Jünger noch aufgebrochen zu den Menschen.
Bereits in Apg 3 geht es um eine Wunderheilung. Kein Grund zur Entmutigung! Obwohl solche unmittelbar göttlichen Hilfen nicht zu unseren üblichen Erfahrungen zählen, wird darin die Zuwendung der Jünger zu dem Bedürftigen deutlich. Krankheit, Elend, Kummer und andere Widrigkeiten des Lebens sind auch heute aktuell. Die Liebe Jesu erweisen wir nicht im Wunder, sondern im Innehalten für den anderen und indem wir barmherzig handeln.
Eine interessante Beobachtung bei der Wahl der sieben Armenpfleger (Apg 6,1-7): Die 12 Jünger berufen unter den übrigen Jüngern Männer für die Armenpflege, damit sie sich voll dem Gebet und dem „Dienst des Wortes“ widmen können. So behielt jeder seinen Fokus und doch begegnete man den Bedürfnissen. Als Ergebnis dessen hält die Apostelgeschichte fest: Das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß…
Ein Schlüssel der Apostelgeschichte ist die Bekehrung des Saulus. Eigentlich ist der Hauptakteur hier sogar vor den Kulissen Gott, der Saulus übernatürlich begegnet. Eingebunden in diesen Prozess ist jedoch Hananias (Apg 9,1-18). Seine Rolle ist klein, aber entscheidend. Der Knackpunkt ist, dass er sich von Gott zu Saulus senden lässt, obwohl der ein gefährlicher Feind ist. Dank Gottes Wirken ist die Bereitschaft, selbst den größten Skeptikern zu begegnen, mitunter von unerwartetem Erfolg gekrönt. Der größte Feind, wurde zum Werkzeug Gottes, durch das infolge unzählige zu Jüngern wurden. Hananias hat das einmal Mut gekostet, doch seine Wirkung auf das „Jünger machen“ war unermesslich.
Bei Petrus und Kornelius (Apg 10) geht es darum, Grenzen zu überschreiten und bereit zu sein, sich auf Gemeinschaft mit allen Menschen einzulassen. Insbesondere dann, wenn man eingeladen wird.
Lydia wird in Apg 16,11-15 als eine gottesfürchtige Frau beschrieben. Das, was Paulus zu sagen hat, ist ihr aber neu. Der Glaube an Jesus entsteht, weil Paulus den Ort aufsuchte, wo sich Frauen zum Beten getroffen haben und mit ihnen redete.
Am Ende sitzt Paulus unter Hausarrest in Rom. Jünger macht er immer noch, indem er Menschen empfängt.
Dieser Schnelldurchlauf zeigt mir: Alles Wesentliche beginnt mit Begegnung. Zu Jüngern kann ich nur machen, wem ich mich zuwende. Die Wege sind so vielfältig wie wir. Wenigen ist es gegeben, eine Begegnung mit der Rede über Jesus zu eröffnen, ohne sie zugleich zu beenden. Ich habe viele peinliche Versuche erlebt, das zu kopieren (auch bei mir selbst). Es gibt tausend Arten, andere spüren zu lassen, dass wir sie lieben und jeder davon ist ein Weg zu den Herzen. Dort angekommen, können wir über Jesus sagen, was diese Menschen brauchen, um ihm nachfolgen zu können.