Ausgabe September / Oktober / November 2020 – Dirk Moldenhauer
„Wozu sind Apfelbäume da?“
„Um Äpfel ernten zu können.“
„Mehr noch! Apfelbäume sind dafür da, neue Apfelbäume wachsen zu lassen!“
Apostelgeschichte 16, 13-15
Philippi, eine römische Kolonie mit einem wirtschaftlichen Knotenpunkt, bekannt und geschätzt für die Herstellung von Textilien und Purpurfärberei.
Lydia gehörte vermutlich zu einer Gruppe gottesfürchtiger Griechen, die den jüdischen Glauben interessiert verfolgen.
Lydia kommt durch die Verkündigung des Paulus zum Glauben an Jesus.
Frage: Was hat Lydia wohl derart intensiv im Herzen aufgenommen?
Was an Jesus ist so absolut anders?
Was fasziniert dich an Jesus, dass du nicht mehr ‚ohne Ihn‘ leben willst?
Lass dieser Frage in dir Raum! Jetzt.
Nun nimm den Faden wieder auf…
Nachdem Lydia, eine vermutlich wohlhabende Unternehmerin oder Ehefrau eines Purpurhändlers mit einer gesunden Initiativkraft keine halben Sachen mag, veranlasst sie erstens, dass ihr ganzes Haus, also alle darin lebenden Menschen, getauft werden. Und zweitens besteht sie darauf, dass Paulus und seine Gefährten bei ihr (gut!) unterkommen können.
Drittens wird sie in der Folgezeit ihr Haus als Gemeindehaus zur Verfügung gestellt haben und eine sich wohl entwickelnde Gemeinde mitverantwortet haben.
So kommt Kirche nach Europa!
Fertig. So einfach. Es braucht ein begeistertes Herz und Gastfreundschaft. Und natürlich ist es besonders ermutigend, wenn sich zwei, drei Herzen miteinander ‚ein Herz fassen‘, um Menschen ihres Herzens einzuladen und Freundschaft leben. Eine Zellgruppe hat begonnen… Geht doch.
Übrigens: Echte Freundschaft wird das Beste nicht aussparen. Jesus hat immer zielführende Evangelisation unter und mit seinen Freunden betrieben. Natürlich!
Durch die beweglichen Lebenszellen von Hauskreisen / Zellgruppen erfährt eine Gemeinde innere Stabilität und Vertiefung. Beziehungen finden Raum gegenseitigen Anteilnehmens. Die ‚Großveranstaltung‘ Gottesdienst sucht händeringend nach der Personalisierung des gemeinsam Erlebten und umgedreht. Der Gottesdienst will u.a. feiern, was die Gemeinde im alltäglichen Glauben erlebt. Diese Leidenschaft will von ‚Vorne‘ und ‚Oben‘ (!) im Gottesdienst motiviert, freigesetzt werden.
Der Organismus Gemeinde bleibt lebendig und beweglich durch die Wahrnehmung der Eigenverantwortung des Einzelnen. Klingt blöd, ist aber so. Jeder von uns ist aufgefordert den persönlichen Glauben, die eigene Gottesbeziehung zu pflegen. Leben lebt von innen nach außen. Wie aber pflege ich meinen Glauben?
Nun, es gibt wenig Neues unter der Sonne…
Die Formen des persönlichen Bibellesens, Gebets und Üben des Verstandenen sind hinlänglich bekannt. Oft scheitert dies an verloren gegangener Leidenschaft. Was fördert die Leidenschaft?
Viele unter uns gewinnen neue Leidenschaft auch durch gemeinsames Erleben. Gemeinsam hin zu den Menschen, die einen Ort der Beheimatung so sehr vermissen. Wie viele versinken in Einsamkeit! Dabei hat jedes Leben eine so unbeschreibliche Schönheit, wenn da nicht auch die vielen Verletzungen das Leben gezeichnet haben würden.
Und wir Christen? Klar haben wir unsere eigenen Päckchen…
Ich träume mal laut:
Wenn wir als Gemeinde weiter Lebensformen entwickeln, die die unbeschreibliche Gnade und Barmherzigkeit Gottes mit seiner Leidenschaft für uns (alle!) Menschen feiern.
Und wenn wir uns in Hauskreisen zusammensuchen, um diese Liebe Gottes persönlich weiter zu bedenken, einander zu ermutigen, füreinander da zu sein.
Dann aber den dritten Schritt wagen und miteinander Zellgruppen eröffnen: Menschen, die uns ‚etwas‘ bedeuten, einladen, ihnen einen schönen Abend bei uns daheim ermöglichen, sie erneut einladen und befragen, was die schönsten oder herausforderndsten Erlebnisse in den vergangenen Wochen gewesen sind. Dann von der eigenen Erfahrung und der eigenen Hoffnung reden. Diese kleine Gruppe von vielleicht acht Personen erneut einladen und ihnen ermöglichen, dass sie ebenfalls jemanden mitbringen können. Die Gestaltungsideen von Zellgruppen sind vielfältig. Worum es aber gehen soll: Ich finde es nicht länger nur grundsätzlich richtig, dass der Glaube an Jesus bekannt gemacht wird. Ich beteilige mich aktiv in der Weise meiner Begabung an solch einer Idee.
Vielleicht ‚nur‘ als Gastgeber wie Lydia in der Apostelgeschichte. Wir sehen ja, wozu das geführt hat….
Ich möchte eine kleine Unterscheidung vornehmen: Hauskreise wollen Geschwisterschaft und Glauben vertiefen. Zellgruppen ermöglichen bewusst eine Form, wo Menschen hineingenommen werden und einen ersten Zugang zum Glauben finden. Wir suchen Menschen zu gewinnen, geleiten sie zum Herrn Jesus und helfen ihnen, sich im Glauben zu gründen bevor wir uns wieder neu auf die Suche nach weiteren ‚Hellhörigen‘ (Lydia) machen!
Was hindert uns wirklich, zu beginnen?
Schauen wir jetzt noch einmal zu dem, was uns so sehr an Jesus begeistert!
Weiterführende Literatur: ‚Multiplikation‘ von Roberto Bottrel, Central Verlag